Radspoertbezirk OWL - Wir in Ostwestfalen Lippe!

EM Bergzeitfahren

Tremola23 ZielSarah

 

Gütersloh (man). In den letzten Jahren sorgte hauptsächlich die Brackwederin Mieke Kröger für Erfolge der Ostwestfälischen Radsportler bei Radrennen auf der Internationalen Bühne. Die Welt- und Europameisterin, Olympiasiegerin und Weltrekordhalterin hat mit den beiden Borgholzhausener Schwestern Lisa und Sarah Strothmann (RSV Gütersloh) Gesellschaft bekommen. Bei den erstmals ausgetragenen Europameisterschaften im Bergzeitfahren in der Schweiz haben sich die beiden Schwestern mit dem Gewinn der Europameisterschaft im Bergzeitfahren einen Traum erfüllt. Während Lisa Strothmann in der Frauenklasse U23 dominierte, sicherte sich ihre Schwester den Titel bei den Junioren. 

Das Einzelzeitfahren ist seit ihrem Einstieg in den Radsport die Parade-Disziplin der erst 20-jährigen Lisa Strothmann aus Borgholzhausen. Wenn es dabei dann auch noch bergauf geht, befindet sich die Radrennfahrerin des RSV Gütersloh in ihrem Element. Bei den Europameisterschaften im Bergzeitfahren am Gotthard Pass konnte die Konkurrenz der OWL-Athletin nicht folgen. Die 12,78 km lange Kopfsteinpflaster-Strecke auf der südlichen Tremola-Route von Ariola hinauf zum Gotthard-Pass bewältigte Lisa Strothmann in 50:38,409 Minuten und sicherte sich mit deutlichem Vorsprung vor der Ukrainischen Meisterin Iryna Shymanska (52:02 Min.) und der Österreichischen Meisterin Franziska Ehrenreich (52:34 Min.) den Kontinentalen Titel in der Frauenklasse U23. Weil die 17-jährige Schwester Sarah Strothmann (1:10,46 Std.) in der Juniorenklasse U19 konkurrenzlos blieb, freute sich der RSV Gütersloh und der mit vier Goldmedaillen erfolgreiche Bund Deutscher Radfahrer über den zweiten EM-Titel. Mutter Antje Strothmann (1:08,17 Std.) und Vater Dirk Strothmann (45:18,784 Min.) kompletten als Zweiter und Dritter ihrer Altersklasse den Medaillensatz und sorgten so für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte des RSV Gütersloh im Radsport-Bezirk Ostwesfalen-Lippe. 

„Mit dem Erfolg hatte ich nicht gerechnet. Das war schon ganz schön hart“, erklärte Lisa Strothmann nach dem Rennen erschöpft und bescheiden. Als Zweite hinter der Ukrainerin um 10:50 Uhr gestartet konnte sich die Borgholzhausenerin nicht an der in zwei Minutenabständen gestarteten Konkurrenz orientieren. „Wegen den vielen Kurven habe weder vor noch hinter mir irgendjemanden gesehen“, erklärte die 20-jährige RSVerin im Ziel. Dabei betrug der Rückstand im Ziel nur noch 36 Sekunden. Wie stark die Leistung von Lisa Strothmann auf der 12,7 km langen Strecke mit ihren 923 Höhenmetern Differenz Gotthard-Pass einzuschätzen ist, belegt ein Vergleich mit der Konkurrenz. Die Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer fuhr in 46:42 Minuten als Drittplatzierte der Frauenwertung nur 3:56 Minuten schneller als die Radrennfahrerin des RSV Gütersloh. „Ich bin die ganze Zeit das kleine Kettenblatt gefahren. Teilweise war es zwischen zehn und zwölf Prozent steil, im Schnitt aber etwas über sieben Prozent“, erklärte Strothmann, die bereits zwei Tage vor dem Wettkampf am Freitag die Strecke abgefahren hatte und im Rennen ein gleichmäßiges Tempo wählte. Im Rennen schraubte sich die RSVerin mit einer maximalen Übersetzung von 38/30 die Kehren hinauf zum Gotthard-Pass. „Das habe ich am Luisenturm getestet und wenn man da mit der Übersetzung hochkommt, kann man damit auch gut den Gotthard-Pass hochfahren“, erklärte die 21-jährige Studentin für Mathematik, Physik und Informatik der Universität Bielefeld. Allein bei der Reifenwahl änderte die Borgholzhausenerin die „Puschen“. Statt 23 mm wechselte Strothmann auf 30 mm. „Das hat echt viel gebracht und rollte auf dem Kopfsteinpflaster deutlich besser, allerdings war der Luftdruck auch nicht so hoch wie sonst“, erklärte Strothmann die Änderungen um mehr Vortrieb auf das Pflaster zu bekommen. „Wenn es die Europameisterschaften im Bergzeitfahren im kommenden Jahr wieder gibt, sind wir wieder dabei, das war eine coole Sache“, war Lisa Strothmann von der „Schinderei“ dennoch begeistert. 

Pech hatte hingegen Mutter Antje Strothmann. Der 54-jährigen frühere national erfolgreichen Duathletin rutschte nach wenigen Metern die Sattelstütze auf das Oberrohr und konnte die RSVerin ihr richtiges Leistungspotential nicht abrufen. Die 42 Sekunden Rückstand auf die Siegerin Bettina Gallati (1:07,35 Std., Schweiz) wären so vielleicht drin gewesen. Bestens zufrieden war dagegen Papa Dirk Strothmann. Der frühere Deutsche Duathlon-Meister quälte sich allein im Juli zur Vorbereitung auf die Europameisterschaft 50 Mal den bis zu 18 Prozent steilen Luisenturm hinauf. Einmal sogar zehnmal in Folge. Mit Platz drei in einem starken Teilnehmerfeld der Altersklasse 50-54 zeigte der 54-jährige RSVer eine beeindruckende Leistung. Den Gesamtsieg sicherte sich der österreichische Rad-Profi Felix Großschattner (35:40 Min.) vor Mattia Gaffuri (36:29 Min., Italien) und Artur Blanc (37:24 Min., Frankreich). Bei den Frauen gewann die Britin Illi Gardner (44:26 Min.) vor der Österreichischen Meisterin Anna Plattner (46:04 Min.) und der Olympiasiegerin Anna Kiesenhofer (46:42 Min., Österreich). 

Tremola23 siegerhehrungLisa

Text & Bilder: Markus Nieländer